eSIM: Auswirkungen auf den PrePaid und PostPaid Markt

Die Geschichte der SIM (Subscriber Identity Module) ist eine echte Erfolgsstory. Seit der Einführung der Karte im Jahr 1991 wurden Milliarden davon verkauft. 2015 waren in Deutschland mehr als 100 Millionen SIM Karten aktiv. Die Absatzwege und Produkte der Anbieter sind vielfältig.

 

Was aber ist die eSIM? Im Gegensatz zur altbekannten SIM-Karte ist die eSIM fest in der Hardware verbaut (Embedded SIM). Ihre technische Identität erlangt die eSIM per Datenübertragung aus dem Funknetz. Das Wechseln von SIM-Karten wird der Geschichte angehören. Dies schafft eine neue Flexibilität für den Endkunden und den Hersteller. Eine eSIM erlaubt es sowohl neu programmiert zu werden, als auch mehrere Profile auf einer eSIM anzulegen Da die eSIM im Vergleich zu gewöhnlichen SIM-Karten deutlich kleiner ausfällt, wird auch dieser Faktor einen positiven Einfluss auf den zukünftigen Formfaktor von Handys haben. Ein weiterer Vorteil für den Endkunden: Es werden mehr IP69 zertifizierte Produkte (Staub und Wasserdicht) erwartet. Das wird dazu führen, dass der bisherige SIM Slot mittelfristig wegfallen wird.

Wie verändert die eSIM das bisherige Marktverhältnis, müssen heutige Absatzmarktstrategien angepasst werden? Im Fokus stehen der Prepaid (Vorausbezahltes Guthaben) und Postpaid-Markt (Laufzeitvertrag). Die Szenarien werden ungeachtet der aktuellen GSMA Standardisierungsdiskussion betrachtet, welche noch andauert.

 

Das meisterwähnte eSIM Argument ist der einfachere Anbieterwechsel. Wie wird dies in der Realität aussehen? Ob der Endkunde seinen Postpaid Anbieter wechselt, hängt im Wesentlichen von der Tarifgestaltung der Mobilfunkanbieter ab. Betrachten wir den Markt heute, so setzen die MNOs (Mobile Network Operator) und MVNOs (Mobile Virtual Network Operators) monetäre Barrieren für den Endkunden, bzw. subventionieren einen 24 Monatsvertrag. Postpaid-Verträge sind wesentliche Umsatztreiber. Daher ist davon auszugehen, dass sich die Rahmenbedingungen nicht grundsätzlich ändern. Der direkte Einfluss der eSIM auf den Postpaid-Markt ist nur gering einzuschätzen.

 

Indirekt kann der Postpaid-Markt durch neue Player beeinflusst werden, was zu einer Veränderung der heutigen Marktanteile führen kann. Diese neuen Player treten in Gestalt der Hardware-Hersteller auf. Sie können als Gatekeeper fungieren und beispielsweise nur die Anbieter verfügbar machen mit denen Vereinbarungen bestehen. In der Vergangenheit war dies bereits bei Apple Produkten und Telekom Verträgen der Fall. Wie sich dieser Einfluss weiter gestalten wird, ist noch abzuwarten, denn bisher werden Reglementierungen nur bei Premium-Produkten umgesetzt. Es kann erwartet werden, dass die Hersteller in der Zukunft ihren Einfluss geltend machen und die Mobilfunkanbieter in eine passive Rolle versetzen werden. Für den Endkunden bedeutet dies einen klaren Nachteil. Er wird seiner freien Entscheidung über den Mobilfunkanbieter beraubt.

 

Weitaus spannender sind die möglichen Konsequenzen für den PrePaid-Markt, indem die einfachere Wechseloption ein Kernargument ist. Eine Verschiebung von Marktanteilen zwischen PrePaid und PostPaid erscheint möglich.

 

Ebenso kann sich das Vertriebs- und Absatzmodell von PrePaid-Karten verändern. Die physische SIM-Karte wird aus dem Handel verschwinden. Daraus resultieren Einsparungen bei der Distribution und den Herstellungskosten, da ein QR Code + PIN zur Aktivierung reicht. In der Übergangszeit wird der Handel eine duale Lösung am PoS darstellen. Darüber hinaus werden lukrative Vertragsabschlüsse und Aktivierungen am Handel vorbeigeschleust. Für den Anbieter ist dies ein positiver Umstand, da er so Provisionen spart.

 

Die Einflussnahme über die Kundenlaufzeit definiert sich durch die Qualität der Kundendaten. PrePaid-Anbieter, die bereits heute über eine hohe Kunden-Datenqualität verfügen und mit Ihren Kunden interagieren, werden im Vorteil sein. Einige Ethno-Anbieter sind hier wahrscheinlich im Nachteil.

 

 Wie verändert sich der Anbietermarkt? Sind MVNOs und neue Anbieter die Gewinner der eSIM? Schon lange halten sich Gerüchte um Google, Apple oder Facebook. Die Einführung der eSIM eröffnet diesen Unternehmen neue Möglichkeiten. Auch wenn das bestehende Angebot an MVNOs groß ist und der Wettbewerb hart, gibt es ausreichend Potential für neue Anbieter. Die weltweiten Non Telko-Unternehmen bedienen schon heute deutlich mehr Kunden als herkömmliche MNOs / MVNOs.

 

Inwieweit der PrePaid Markt der Gewinner der neuen eSIM sein wird, bleibt abzuwarten. Im Prinzip unterstützt die eSIM den PrePaid- stärker als den PostPaid-Markt. Der Markt ist und bleibt dynamisch. Für den Endkunden wird die eSIM den Konkurrenzkampf der Anbieter also weiterhin hoch halten.