Neue Geschäftsmodelle des M2M und IoT Marktes durch die eSIM

M2M und IoT sind Schlagwörter die in der Vergangenheit mehr und mehr Aufmerksamkeit erlangen. Was aber bedeuten diese Abkürzungen? Welcher Zusammenhang besteht zwischen ihnen und welchen Einfluss wird die eSIM haben? Wer ist der Profiteur der eSIM und welche Produkte / Anwendungen erwarten uns?

 

Beginnen wir mit den Begriffen: M2M bedeutet Machine to Machine und steht für den Informationsaustausch zwischen Endgeräten (Maschinen, Automaten, Fahrzeugen, etc.). M2M Lösungen erreichen per Definition einen Mehrwert für das Unternehmen. Das IoT (Internet of Things) bezeichnet die Verknüpfung eindeutig identifizierbarer physischer Objekte (Things) mit einer virtuellen Welt, die drahtlose Vernetzung von Objekten mit dem Internet. M2M Lösungen zielen darauf ab, Arbeitsabläufe zu rationalisieren und die Produktivität zu steigern, beim IoT steht immer die Unterstützung des Individuellen Menschen im Fokus. Die Technologie soll Menschen ihr Leben erleichtern. Das IoT hat die Erfassung von Daten im Nahbereich zum Inhalt, dagegen befasst dich M2M mit der Übertragung von Daten über längere Distanzen. Ergänzend ist das IoE (Internet of Everything) zu erwähnen. Es kann als Gesamtmenge von M2M und IoT verstanden werden. Welche Begrifflichkeit sich in diesem dynamischen Markt durchsetzen wird oder ob neue hinzukommen werden, kann nur die Zukunft zeigen.

 

Diverse Projekte sind bereits umgesetzt, oft auch ohne das der Anwender es aktiv bemwerkt: Seit 2003 kommuniziert BMW´s Connected Drive Lösung durch eine M2M-SIM Karte. Kindle Geräte sind mit M2M-SIM-Karte ausgestattet, damit der Anwender überall auf der Welt (ohne WLAN) Bücher oder Apps downloaden kann. Bei Lieferheld sind Essensboxen mit einer M2M-SIM Karte und Thermodrucker ausgestattet, bei Kärcher werden via M2M der Standort und die Laufzeit der Reinigungsmaschinen anzezeigt. Einstellungen können aus der Ferne  abgerufen und verändert werden.

 

Wie kommt nun die eSIM mit in dieses Spiel? Was ist eine eSIM genau? Im Gegensatz zur altbekannten SIM Karte ist die eSIM fest in der Hardware verbaut (Embedded SIM). Ihre technische Identität erlangt die eSIM per Datenübertragung aus dem Funknetz. Eine eSIM läßt sich wieder neu programmieren, mehrere Profile auf einer SIM sind möglich. Und da die eSIM im Vergleich zur SIM Karten deutlich kleiner ist, wird dies Einfluss auf den zukünftigen Formfaktor von Produkten haben Ein weiterer Vorteil, es werden mehr IP69 zertifizierte Produkte (staub und wasserdicht) erwartet, der bisherige SIM Slot wird wegfallen. Die eSIM wird die Umsetzung von Anwendungen deutlich unterstützen. Konnektivität (Vernetzung) sind die Kernthemen, in deren Mittelpunkt die eSIM steht. Ihre gering Größe und die Flexibilität sind perfekte Voraussetzungen für zahlreiche neue Anwendungen und die Verbesserung bestehender Lösungen.

 

Experten streiten sich über genaue Zahlen und Potentiale der eSIM, derer Lösungen und Produkte, so dass Prognosen sehr schwierig sind. Abschätzbar ist aber, welches die größten Bereiche sein werden: E-Call (ab 2018 in jedem Auto Pflicht), Smart home oder eHealth sollen laut Experten den Einsatz von mehr als 40 Mrd. eSIM´s verlangen. Anwendung findet die eSIM auch in neuen Lösungen: In Rollstühlen, Kaffeemaschinen, Straßenbeleuchtungen, Waschmaschinen und natürlich in den populären Wearables. Die Waschmaschine meldet einen Defekt, die Straßenlampe einen Ausfall, das Auto erhält regelmäßige Softwareupdates (siehe Tesla). Die Lösungen und Anwendungen sind vielfältig, Das Gesamtpotential für neue, bzw. angepasste Geschäfts- und Ertragsmodelle sind heute kaum abzuschätzen.

 

Zwei Player werden den größten Einfluss haben. Der Mobilfunkbetreiber, die die Verbindung bereit stellt und die Produkt- bzw. Lösungsanbieter.

 

Auf der einen Seite stehen die Hersteller / Lösungsanbieter, die ihre Produkte um das Feature Konnektivität ergänzen. Hier kann unterschieden werden zwischen Consumer- und Industrieprodukten. Grundsätzlich besteht eine Lösung immer aus zwei Teilen, der Hardware und der Verbindung. Hersteller wissen Features zu monetarisieren, da Sie grundsätzlich diversifizieren und einem Innovations- und Konkurrenzdruck unterliegen. Die eSIM erlaubt in der Zukunft per se globale Geschäftsmodelle, was ein Vorteil für international agierende Hersteller ist. Wie das Feature „Verbindung“ in der Zukunft kommerzialisiert wird, ist offen. So wird beispielsweise heute bei einer Samsung Gear 3 ein Vodafone Zusatztarif verlangt. Ob Hersteller in der Zukunft Netzbetreiber beschränken, lässt sich noch nicht absehen. Für einen MNO (Mobile Network Operator, Mobilfunkbetreiber) bedeutet dies ein Risiko. Denn ein Produkt- Lösungsanbieter ist in der Lage, eine Gateway Funktion einzunehmen. Den Endkunden beschränkt das dann bei seiner freien Netzauswahl. Die Verhandlungsmacht der Produkthersteller nimmt zu, ohne dass sie das wichtigste Feature, nämlich die Verbindung bereitstellen. Diese Konstellation unterstützt immer wiederkehrende Gerüchte, dass Hardwarehersteller planen, ein MVNO (Mobile Virtual Network Operator, Anbieter ohne eigenes Netz) zu werden.

 

Auf der anderen Seite steht der Mobilfunkbetreiber (MNO), welcher die Verbindung bereitstellt. Für den MNO besteht die Gefahr, ausschließlich als Dienstleister verstanden zu werden und damit austauschbar zu sein. Es ist wichtig für den MNO, neue Wege zu gehen und branchenspezifisch bzw. lösungsorientiert zu arbeiten. Proaktives, kooperatives und konsequentes Business Development wird es dem MNO erlauben, eine starke und einflussreiche Position im M2M / IoT Markt einzunehmen. Experten erwarten in den nächsten Jahren einen parallelen Einsatz von SIM und eSIM, was die Position der MNO´s bis auf weiteres stützen wird.

 

Die eSIM wird wesentlichen Einfluss auf Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse nehmen, Konnektivität ist das Thema der Zukunft. Der Endverbraucher darf sich auf spannende Produkte freuen, der Industrie erlaubt eSIM wesentliche Kosteneinsparungen. Es bleibt abzuwarten, was die Konnektivität kostet und wie sich die Marktverhältnisse entwickeln.

 

Zum Autor: Carsten Pletz arbeitet als selbstständiger Berater und Interim Manger. Seine Schwerpunktgebiete sind die Entwicklung von Geschäftsmodellen, Absatzmarktstrategien und das Business Development. Carsten Pletz hat langjährige Erfahrung im Mobilfunkumfeld und der FMCG Industrie.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Gustav Sucher (Freitag, 19 Oktober 2018 13:54)

    Hallo, Essensboxen sind praktisch. Ich habe gehört, dass die weichen Kunststoffe einen Weichmacher besitzen, die das Essen aufnehmen kann. Wie funktioniert das mit der Sim Karte? Ist das nicht gegen die DSGVO? Danke für die Inspiration! https://www.labor-stegemann.de/index.php/mikrobiologische-analytik/kunststoffe